Von Natur aus gibt es keine zwei genau gleichen Holzstücke, aber hier ist die Individualität des Holzes noch weit gesteigert: Der Bildhauer verwendet Holzstücke mit Geschichte, jahrhunderte Eichenbalken aus Scheunen, Weinbergsstickel aus Robinienholz, also gebrauchter Hölzer mit deutlichen Narben ihrer Geschichte, mit Bearbeitungs- Alters- und Verwitterungsspuren: Zapflöscher, Verfärbungen, Wurmgänge, Risse etc. Diese vorgefundenen Hölzer berarbeitet er dann so, dass viele ihrer individuellen Eigenheiten erhalten bleiben. Die Balken werden grob mit Hammer und Keil gespalten. Dadurch gibt die gewachsene Struktur des Holzes den Weg des Risses vor und lässt Unregelmäßigkeiten durch Äste, härtere oder weichere Bereiche hervortreten. Mir Rücksicht auf solche Unregelmäßigkeiten bearbeitet Brehm die Stücke weiter mit Schleifpapieren, Öl und Wachs und erreicht damit am Ende Skulpturen, bei denen die künstlerische Bearbeitung mit dem natürlichen Materialcharakter im Gleichgewicht steht. Eine solche Rücksichtsnahme auf das gewachsene Material, vor allem die Bereitschaft, Unregelmäßigkeiten in das künstlerische Konzept mit einzubeziehen, hat im zwanzigsten Jahrhundert prominente Vorläufer im Rahmen ganz unterschiedlicher Kunststile. Ich nenne als Beispiel nur Ernst-Ludwig Kirchner, Picasso, Constatin Brancusi und Henry Moore.